Bremen diskutiert!
Es geht um Gewerbeflächenentwicklung und die Zukunft Bremens als Wirtschaftsstandort. Es fallen Schlagworte wie Produktive Stadt oder Urbane Produktion.
„Mit dem technologischen Fortschritt und der Digitalisierung wird Produktion zugleich “stadtverträglicher”, und kurze Wege, die Nähe von Arbeiten und Wohnen, werden zu einem wichtigen Standortfaktor im Wettbewerb um Unternehmen und Arbeitskräfte. Mit der wachsenden Nachfrage nach urbanen, kreativen und attraktiven Standorten sind Städte somit zunehmend gefordert, nutzungsgemischte Quartiere zu entwickeln.“ >> Deutsches Institut für Urbanistik
In den letzten Wochen und Monaten haben wir gemeinsam mit Politik, Verwaltung, (Kreativ-)Wirtschaft sowie Zivilgesellschaft bei verschiedenen Veranstaltungen dazu gesprochen, debattiert und gefordert.1
In Podiumsdiskussionen nahmen wir die Rolle als Macher*innen und Best Practice Beispiel ein, als Kreative und Querdenker*innen in Veränderungsprozessen oder als Sozialunternehmer*innen, die Nachhaltigkeit nicht nur in ökologischem Sinne verstehen. In dieser 3-teiligen Blogserie erfahrt ihr, worüber diskutiert wurde und was wir zu den Themen zu sagen haben.

Urbane Produktion – wie ein Zufall uns nach Walle brachte
Unsere Studio- sowie Werkstatträume liegen in einem besonderen Straßenzug in Bremen-Walle. Der Hinterausgang der Werkstatt, der durch den Garten zum anliegenden Wohnhaus führt, zeigt, hier wurde Arbeiten und Wohnen bereits in den 1950er Jahren zusammengedacht – also ein Quartier Urbaner Produktion par excellence.
240qm Gestaltungsfreiraum, eine Werkstatt ausgestattet mit stationären Maschinen, Lern- und Aufenthaltsräume sowie Büro und das zu einem bezahlbaren Preis. Für uns ein Glücksfall, der uns über ein bekanntes Kleinanzeigenportal zu flatterte. Eingebunden in den Stadtteil, gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Versorger des täglichen Bedarfs in direkter Umgebung sowie die Nähe zu produzierenden Tischlereien und anderen (Handwerks-)Betrieben. Alles wichtige Standortfaktoren für ein (junges) >> Sozialunternehmen wie unseres.
Doch wie findet man die passende Immobilie, wenn es der Zufall nicht gut mit einem meint? Der Bedarf an gut erreichbaren, bezahlbaren und vielseitig nutzbaren Immobilien ist in der Gründerszene in Bremen, insbesondere der Kreativszene, groß. Das zeigt auch die derzeitige Zwischennutzung des alten Bundeswehrhochhauses als Creative Hub, realisiert von Visionskultur und finanziert durch die Gewoba.
Auch weitere Hubs, Labs und Co-Working Spaces hat die Stadt zu bieten, was in den Diskussionen immer wieder hervorgehoben wurde. In Planung sei, so Christina Vogt – Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa – für Bremen auch ein Food Hub, in dem Gründer*innen ihre Geschäftsideen im Bereich Ernährung auf den Weg bringen könnten. Ebenso gibt es die Zwischenzeitzentrale (ZZZ), die im Auftrag der Stadt die Zwischennutzung von Leerständen ermöglichen soll.
Zwischennutzung ist gut und wichtig, so bietet sie neuen Ideen die Möglichkeit ausprobiert zu werden, ohne große Verpflichtungen einzugehen. Doch kann dies nicht die einzige Lösung sein, es braucht die Perspektive auf etwas Längerfristiges. Unsere Räumlichkeiten verändern sich stets, so wie auch wir uns verändern.


Hier braucht es eine Präsentationsfläche, dort mehr Stauraum für Materialien. Zwei Monate später verändert sich die Teamstruktur, es braucht mehr Platz im Büro und Veränderung in den Werkstatträumen. Zwischenwände werden eingerissen und neu aufgestellt, Wände gestrichen und Küchen eingebaut. Es braucht vor allem Zeit, bis sich etwas Neues an einem Standort etabliert hat. Da will man nicht ständig mit dem Gedanken leben, bald wieder auf die Suche nach einer neuen Miet-Immobilie zu gehen.
Es wird Staub aufgewirbelt – neue Mischgebiete in der Planung
Umso mehr freut es uns, dass sich in Bremen etwas bewegt: Quartiere der Produktiven Stadt/Urbanen Produktion bilden im Gewerbeentwicklungsprogramm 2030 (GEP 2030) eine der zentralen Säulen. Zu neuen „Zukunftsorten“ im Sinne der Produktiven Stadt sollen das Kellogg-Areal, das Tabakquartier, ein Teilgebiet der Kornstraße und voraussichtlich das Hachez Gelände umgewandelt werden.
Da hoffen wir, dass das Ressort eine Erkenntnis des Abends besonders beherzigt:
„Wir haben vor allem gelernt, dass wir bei der Gewerbeentwicklung mit den Unternehmen und den Menschen vor Ort sprechen müssen. Das wollen wir in den nächsten Monaten intensiv tun.“
Dr. Dirk Kühling – Abteilungsleiter Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
Wir sind gespannt und sehen die Aufbruchsstimmung in der Flächennutzungsplanung fürs Erste als positives Moment!
Die nächste Gelegenheit dabei zu sein, um mitzudiskutieren, gibt es schon. Am 26.03.2020 von 16.30 bis 19.00 Uhr im Rahmen des GEP Fachdialogs zum Thema innovative Gründungsorte und Produktive Stadt. Der Ort wird >> hier bekannt gegeben.
(Nachtrag 17.03.2020: Aufgrund der Corona Pandemie wurde der Termin abgesagt, sobald es einen neuen gibt, erfahrt ihr es auf der obigen Website)
Im >> nächsten Beitrag suchen wir den Ausgang aus dem „Haus, das Verrückte macht“ und verraten euch, was dies mit dem Mindset Bremens zu tun hat…
Fotoquelle: Film “Asterix erobert Rom”
1 Von Podium zu Podium . . . worum es ging und wer mitmischte:
Nov. 2019
Auftaktveranstaltung der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa zum „GEP 2030“
• Kai Brüggemann, Industrie-Club Bremen
• Heinz Kierchhoff, team neusta GmbH
• Ralph Sandstedt, GVZ Entwicklungsgesellschaft und Sandstedt Feinkost Manufaktur
• Matthias Winter, Kreishandwerkerschaft Bremen und Tischlerei Winter
• Dr. Guido Spars, Bergische Universität Wuppertal
• Paula Eickmann, weserholz
Feb. 2020
Tach auch! Studierende der HfK im Gespräch mit Gesellschaft, Politik und Wirtschaft: Bremen als Standort für die professionelle Positionierung
• Saskia Behrens, Kalle Co-Werkstatt
• Robert Bücking, Bündnis 90 / Die Grünen
• Marielle Müller, Strategie- und Innovationsberaterin
• Kai Stührenberg, Pressestelle der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit, und Europa
• Christian Tipke, Sendefähig GmbH
• Anselm Stählin, weserholz
Feb. 2020
Abendveranstaltung „Die Produktive Stadt. Perspektiven für Arbeit und Wirtschaft“ der Arbeitnehmerkammer Bremen
• Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
• Michael Rosenberger, Referat Stadt- und Regionalentwicklung, Stadtentwicklung und Stadtplanung, Stadt Wien
• Guido Nischwitz, Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität Bremen
• Hans-Christian Busch, Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut der Universität zu Köln
• Paula Eickmann, weserholz
Beitrag von >> Paula Eickmann